Regionale Hubs
Hub Bern
Standort/Region: Kanton Bern, Schweiz
Bevölkerung: Mehr als 1 Million
Biodiversität: Der Kanton Bern umfasst aufgrund seiner Topografie und der geologisch-klimatischen Unterschiede eine Vielfalt an Landschaften, Lebensräumen und Arten. Doch trotz Bemühungen zum Erhalt der Biodiversität haben Quantität, Qualität und Vernetzung von ökologisch wertvollen Lebensräumen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Faktoren wie Bodenversiegelung, intensive Landnutzung, Nährstoff- und Pestizideintrag, Lichtverschmutzung und die gleichförmige Gestaltung von Privatgärten tragen zur Fragmentierung von Lebensräumen und zum Rückgang der Artenvielfalt bei.
Der Hub Bern hat sich zum Ziel gesetzt, dem Verlust an Biodiversität entgegenzuwirken und nachhaltige Interaktionen zwischen Menschen und Natur in sensiblen Naturräumen zu fördern. Als landwirtschaftlich geprägter Kanton mit hohem Gebirgsanteil ist Bern stark vom globalen Klimawandel betroffen und erlebt immer häufiger trockene Sommer, Starkniederschläge, hohe Temperaturen und schneearme Winter. Das Hub-Team konzentriert sich auf die Förderung von positiven Veränderungen, die zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen. Das Portfolio des Hubs umfasst derzeit 15 Projekte, darunter nachhaltige Energiesysteme, Strategien für einen klimaneutralen Tourismus und Schritte hin zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem. Alle Initiativen des Hubs werden in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern unterstützt und umgesetzt.
Interview mit Cyrill Hess, Research Scientist beim Hub Bern l Leitung: Dr. Olivier Jacquat
Wichtigste Erfolge im Jahr 2023
1. Wege hin zu einer klimaneutralen Region Oberland-Ost
Vor fünf Jahren setzten sich die Behörden das Ziel, die Tourismusregion Oberland-Ost klimaneutral zu gestalten. Um die Erreichung dieses Ziels zu unterstützen, führte das Projektteam in einer ersten Phase unter der Leitung des Centre for Development and Environment (CDE) einen partizipativen Entwicklungsprozess durch, an dem sich verschiedenste Akteur*innen aus der Region sowie Forschende und Behördenmitglieder beteiligten. Auf der Grundlage einer gemeinsamen Problem- und Situationsanalyse entwickelten sie Visionen, wie eine klimaneutrale Region aussehen könnte, und skizzierten Pfade zu deren Realisierung. 2023 wurden die Arbeitsergebnisse in einer Broschüre präsentiert. Sie dient als Kompass, um ins Handeln zu kommen und die nötigen Schritte für den Wandel einzuleiten. Anschliessend sollen in einer Umsetzungsphase, die vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons Bern geleitet und von der Regionalkonferenz Oberland-Ost eng begleitet wird, innovative Pilotprojekte in der Region realisiert werden.
2. Neues Projekt in der Region Grosses Moos
Die Region Grosses Moos gilt als «Gemüsekammer der Schweiz». Als entwässertes ehemaliges Feuchtgebiet verfügt sie über organische Böden und steht damit vor Herausforderungen wie hohen CO2-Emissionen, Verlust an organischer Substanz und Rückgang der Biodiversität. Ziel eines neuen Projekts ist die Entwicklung und Erprobung von Win-Win-Win-Lösungen, die zugleich der Biodiversität, der landwirtschaftlichen Produktion und dem Klima zugutekommen. Im Jahr 2023 wurden Workshops organisiert, um Gedanken auszutauschen und das Verständnis für die verschiedenen Perspektiven auf mögliche zukünftige Entwicklungen in der Region zu verbessern. Vertreter*innen von landwirtschaftlichen Verbänden, Umweltorganisationen, Forschungsinstitutionen und Behörden arbeiteten zusammen, um ein gemeinsames Systemverständnis zu schaffen und Ideen für mögliche Inkubatorprojekte zu entwickeln, die nun weiter konkretisiert werden.
Blick vom Mont Vully über das Grosse Moos | Foto: Natalia Peralta
Ein Bodenprofil in einem Karottenfeld zeigt, wie wenig von der organischen Bodenschicht noch übrig ist | Foto: G. Brändle
3. Wirksame Besuchslenkung in Berns Naturpärken
Die regionalen Naturpärke des Kantons Bern beherbergen zahlreiche Biodiversitäts-Hotspots. In attraktiven Landschaften gelegen, ziehen sie viele Gäste an. Auf Initiative der Naturpärke kamen 2023 die wichtigsten Akteur*innen der Besuchslenkung zusammen und unterzeichneten eine Grundsatzvereinbarung für eine integrierte und gemeinsam umgesetzte Besuchslenkung in sensiblen und hochfrequentierten Gebieten. Eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Besuchenden wurde den Ranger*innen zugewiesen. Die Initiative zielt darauf ab, das Bewusstsein der Gäste zu erhöhen, die Einhaltung der bestehenden Verhaltensregeln zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteur*innen zu stärken.
4. Holzasche: Ein vielversprechender neuer Rohstoff für die Kreislaufwirtschaft
Jährlich fallen in der Schweiz 75 000 Tonnen Holzasche an. Zurzeit wird diese weitgehend auf Deponien abgelagert. Doch von der Wyss Academy unterstützte Forschung hat gezeigt, dass Holzasche ein grosses Potenzial für den Ersatz von Kalkstein in der Zementindustrie hat. Die chemisch-mineralogischen Eigenschaften verschiedener Holzaschen wurden analysiert und vielversprechende Einsatzmöglichkeiten in der Bauindustrie und darüber hinaus identifiziert. Nun braucht es konkrete Umsetzungsversuche.
Dank dem Einsatz von Holzasche als Sekundärrohstoff liessen sich Stoffkreisläufe schliessen und so die CO2-Bilanz bei der Zementherstellung verbessern.
5. Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten im Bereich Wald und Holz
Der Hub Bern setzte sechs Inkubatorprojekte um, die darauf abzielen, die Ökosystemleistungen des Waldes zu erhalten oder zu steigern und gleichzeitig die regionalen Wertschöpfungsketten für Holz zu verbessern. Dabei wurden verschiedene Fortschritte erzielt. Dazu gehören die Entwicklung innovativer Holzprodukte aus schwer absetzbaren Rohholzsortimenten, die Sensibilisierung von Gemeinden für die nachhaltige Nutzung von lokalen Holzbeständen und Wäldern sowie die Förderung des Bauens mit regionalem Holz durch die Bereitstellung praktischer Lösungen für die damit verbundenen komplexen Koordinations- und Logistikaufgaben. Einige kurze Videos bieten weitere Einblicke in regionale Wertschöpfungsketten.
Übersicht über die Projekte des Hubs Bern im Jahr 2023 | Illustration: Samuel Bucheli