Vorwort

Brief an unsere Stakeholder

Geschätzte Leserinnen und Leser,

ein intensives Berichtsjahr liegt hinter uns. Wir freuen uns, Ihnen den Jahresbericht 2023 der Wyss Academy for Nature at the University of Bern präsentieren zu dürfen. Der Bericht legt Rechenschaft ab zum vierten Jahr unserer Arbeit. Die Suche nach innovativen Lösungen, die den Bedürfnissen der Natur und der Menschen gleichermassen gerecht werden, steht dabei, entsprechend unserer Strategie, im Fokus.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Naturschutz und menschliches Wohlbefinden sich nicht nur gegenseitig bedingen, sondern auch verstärken. Lösungen zur Umsetzung dieser Vision zu finden - das ist es, was sich die Wyss Academy zur Aufgabe gemacht hat, gemeinsam mit ihren regionalen Hubs in Ostafrika, Südamerika, im Kanton Bern – und seit 2023 auch in Südostasien, was uns ganz besonders freut: Derzeit angesiedelt am Centre for People and Forests (RECOFTC) an der Kasetsart University in Bangkok, ist das neue, kleine Hub-Team bereits in Laos, Provinz Sayaboury, sowie im Norden Thailands, aktiv.

Jahresthema: Wirtschaftliche Ansätze für den Wandel

Um den Systemwandel, der zur Erhaltung des Planeten nötig ist, voranzutreiben, ist die Rolle des Privatsektors zentral. Wie sieht wirtschaftliches Handeln aus, das die Bedürfnisse der Natur und der Menschen von Anfang an mit einbezieht?  Mit dieser Frage haben wir uns im Berichtsjahr intensiv beschäftigt. In Peru beispielsweise, wo unsere lokalen Partner*innen gemeinsam mit Paranuss-Bäuerinnen und -Bauern ein innovatives und nachhaltiges Tourismus-Angebot im Tambopata-Nationalreservat, Region Madre de Dios, aufbauen; im Kanton Bern, wo wir den Wald stärken und gleichzeitig die Wertschöpfungsketten der regionalen Holzwirtschaft verbessern wollen; sowie in Kenia, wo unter anderem getrocknete Austernpilze, gezogen auf Elefantendung, Frauenkooperativen ein Einkommen sichern.

Basisarbeit: Partnerschaftlicher Austausch und Engagement

Zu den Höhepunkten des Berichtsjahrs gehörte auch der Projektbesuch unseres Stiftungsrats in Kenia im April. Zudem haben Mitglieder unseres Beratenden Ausschusses im August die Amazonas-Region Madre de Dios in Peru besucht, wo sie Einblicke in die Arbeit des Hub Südamerika und unserer lokalen Partnerorganisationen gewannen. Der Austausch mit den verschiedenen Interessensgruppen anlässlich beider Besuche erwies sich für alle Beteiligten als inspirierend und lehrreich.
Aber nicht nur die Hubs, sondern auch unsere Kompetenzzentren, die eng mit diesen zusammenarbeiten und wozu neben Forschung & Innovation auch Politikgestaltung & Synthese sowie der Bereich Lernen, Monitoring und Evaluation gehören, konnten eine Reihe von Fortschritten zur Erreichung unserer strategischen Ziele verzeichnen. Das Changemakers-Programm zum Beispiel, 2023 lanciert, befähigt junge Menschen, sich für systemische Veränderungen zu engagieren: Aus rund 600 Bewerber*innen wurden 31 junge Teilnehmer*innen aus Kenia, Peru und der Schweiz ausgewählt, um ein 6-monatiges Ausbildungsprogramm nach ihren Bedürfnissen gemeinsam zu gestalten und zu absolvieren. Dies ermöglicht ihnen nun, eigene Projekte für positive Veränderungen in ihrem Umfeld umzusetzen, die sowohl den Menschen wie auch der Natur zugutekommen. Geleitet wurde das Programm von unserem Kompetenzzentrum Politikgestaltung & Synthese. 

Kompetenz-Portfolio um weiteren Forschungsbereich ergänzt

Wir freuen uns zudem sehr, dass das Kompetenzzentrum Forschung & Innovation um einen fünften Forschungsbereich ergänzt werden konnte: Unter der Leitung von Prof. Dr. Quyinh Nguyen hat das Team Environmental Governance and Global Development Mitte 2023 seine Arbeit aufgenommen. Dessen Arbeitsschwerpunkte finden Sie hier.

Relevanz von Wissen steigern mit inter- und transdisziplinären Projekten

Neben ihrer themenspezifischen wissenschaftlichen Arbeit sind es auch die inter- und transdisziplinären Projekte, die unsere Forschungsteams stark beschäftigten und die exemplarisch sind für die Ansatz der Wyss Academy, wonach unterschiedliche globale Herausforderungen vernetzt und systemisch angegangen werden müssen. So gingen wir etwa in Peru gemeinsam mit Bauernorganisation und weiteren Anspruchsgruppen der Frage nach, was sie konkret brauchen, um eine nachhaltige Agroforstwirtschaft betreiben zu können. In Kenia entwickelten wir zusammen mit unseren Partnern Lösungen zur Verbesserung der Wasserressourcen und der Artenvielfalt im Einzugsgebiet des Ewaso Ng’iro North River – mit dem erklärten Ziel: „Wealthier people in healthier environments!“ Und ebenfalls im Amazonas-Gebiet von Peru ist das Projekt ‚Artisanaler Goldabbau‘ angesiedelt, wo unter anderem untersucht wird, was Schürfer davon abhält, Alternativen zu Quecksilber für die Goldgewinnung anzuwenden.

Zum Schluss ein Wort in eigener Sache

Für die Wyss Academy for Nature sind inzwischen weltweit 90 Menschen aus insgesamt 12 Ländern tätig – Stand Ende 2023. Diese kulturelle Vielfalt fordert uns als lernende Organisation täglich. Und sie ist die ideale Voraussetzung, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen. Innovative Lösungen für drängende Herausforderungen unserer Zeit nicht nur zu benennen – sondern sie praxisnah anzuwenden, stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern – das ist es, was sich die Wyss Academy for Nature auf die Fahne geschrieben hat. Wir danken unseren Mitarbeiter*innen und unseren Partnern für ihr Engagement und dafür, dass wir auf diesem Weg gemeinsam einen deutlichen Schritt weitergekommen sind. Dem Stiftungsrat und dem Beratendem Ausschuss danken wir herzlich für die Unterstützung, die Begleitung und für ihr Vertrauen.

Und Ihnen wünschen wir nun eine interessante, anregende Lektüre.

 

Prof. Dr. Christian Leumann
Präsident

Prof. Dr. Peter Messerli
Direktor