Forschung & Innovation
Klimaszenarien für nachhaltige Entwicklung
Das Forschungs- und Innovationsteam Klimaszenarien für nachhaltige Entwicklung untersucht unter der Leitung von Prof. Dr. Édouard Davin die Zusammenhänge zwischen Klima, Landnutzung und Biodiversität. Ziel ist ein besseres Verständnis der Rolle der Landbiosphäre innerhalb des Klimasystems. Das Team will Wissen schaffen, das direkt zur Entwicklung von Lösungen für die Bewältigung der Klima- und Biodiversitätskrise genutzt werden kann. Dabei lassen sich die Forschenden von drei übergreifenden Fragen leiten: Welche Risiken birgt der Klimawandel für Landökosysteme und die Menschen? Wie können naturbasierte Ansätze und andere Strategien helfen, diese Risiken zu mindern? Welches Potenzial haben diese Strategien für eine breite Anwendung und welche Synergien und Widersprüche in Bezug auf verschiedene Nachhaltigkeitsziele ergeben sich daraus?
Interview mit Dr. Marie-Estelle Demory, Senior Research Scientist im Forschungs- und Innovationsteam Klimaszenarien für nachhaltige Entwicklung l Leitung: Prof. Dr. Édouard Davin
Wichtigste Erfolge im Jahr 2023
1. Neue Master-Lehrveranstaltung zu naturbasierten Lösungen
Das Team Klimaszenarien für nachhaltige Entwicklung hat an der Universität Bern eine neue Lehrveranstaltung auf Masterstufe zum Thema Naturbasierte Lösungen für Klimaanpassung und Klimaschutz ins Leben gerufen. Im ersten Durchgang besuchten 17 Studierende die Vorlesungen, arbeiteten an Gruppenprojekten und wohnten den Präsentationen von externen Gästen aus Industrie, Zivilgesellschaft und Wissenschaft bei. Eine Exkursion zu einem der Inkubatoren des Hubs Bern war ebenfalls Teil des Programms. Die Veranstaltung wurde von den Studierenden überaus positiv bewertet und erhöhte die Sichtbarkeit der Forschung und der Praxisarbeit des Teams.
2. Neue Erkenntnisse zu urbaner Hitze in Schweizer Städten
In diesem Projekt quantifizierte das Team den Einfluss von Stadtbäumen auf die Oberflächentemperatur in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich. Mittels Kombination von Satelliten- und sozioökonomischen Daten konzipierten die Forschenden einen Ansatz zur Risikokartierung und ermittelten damit Gebiete mit besonders hohem Risiko. Anschliessend untersuchten sie mithilfe von Entgrünungs- und Wiederbegrünungsszenarien die Wirkung von Bäumen auf hitzebedingte Risiken in den Städten. Das Projekt umfasste zudem zwei Workshops: einen mit wissenschaftlichem Schwerpunkt und einen mit politischen Entscheidungstragenden.
Hitzerisikokarte für die Stadt Bern | Myke Koopmans et al., in prep
3. Zukunftsszenarien für Wald-Mikroklimata
Das Mikroklima im Wald, wie beispielsweise Temperatur und Luftfeuchtigkeit unterhalb der Baumkronen, unterscheidet sich mitunter stark vom Klima in nahegelegenen unbewaldeten Gebieten. Diese Unterschiede beeinflussen die Lebensbedingungen unzähliger Organismen. Bisher gab es für Wald-Mikroklimata keine Zukunftsszenarien. Mithilfe eines prozessbasierten Modells hat das Team diese Lücke geschlossen und globale Projektionen zukünftiger Wald-Mikroklimata erstellt. Das ist ein entscheidender Schritt hin zur Einschätzung der möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität der Wälder.
4. Beurteilung zukünftiger Veränderungen der Biodiversität
Wie wird sich der Klimawandel in der Zukunft auf die Biodiversität auswirken? Dies zu verstehen ist zentral. Zudem wird erwartet, dass auch Landnutzungsänderungen die Entwicklung der Biodiversität massgeblich beeinflussen werden. Mithilfe von Artverbreitungsmodellen hat das Team die kombinierten Auswirkungen von Klimawandel und Landnutzungsänderungen auf die globale Artenvielfalt der Landsäugetiere, Amphibien und Vögel eingeschätzt. Diese Arbeit stellte es im Laufe des Jahres auf verschiedenen internationalen Konferenzen vor.
5. Landschaftswiederherstellung nützt auch der Hydrologie
Die Speicherung von Kohlenstoff im Boden ist eine vielversprechende Klimaschutzstrategie, aber ihre möglichen Auswirkungen auf die Bodenhydrologie sind noch weitgehend unbekannt. Mithilfe eines globalen Landoberflächenmodells haben die Forschenden des Teams herausgefunden, dass dieser naturbasierte Ansatz die Verfügbarkeit von Wasser im Boden erhöht. Die Erkenntnisse geben Aufschluss darüber, wie lokale Wiederherstellungstechniken – beispielsweise halbmondförmige Erdwälle in semiariden Landschaften – die Wasserressourcen beeinflussen und der Wasserknappheit entgegenwirken könnten.